Römerzeit, Mittelalter und Gegenwart in Ladenburg lebendig

Veröffentlicht am 25.06.2012 in AG 60plus

Die SPD-Senioren bei der Stadtführung

SPD-Senioren auf den Spuren zweitausendjähriger Stadtgeschichte am Neckar

Der Jahresausflug der Arbeitsgemeinschaft 60 plus des SPD-Kreisverbands Heilbronn-Land führte diesmal - unter der bewährten Leitung von Friedrich Schwandt - nach Ladenburg: Ein Punkt auf der Landkarte zwischen Heidelberg und Mannheim - doch die 25 Teilnehmer/innen sollten bald erkennen, dass das 11 500 Einwohner zählende Städtchen allerhand zu bieten hat. Stadtführer Hermann Gärtner, langjähriger SPD-Stadtrat, erwartete die Gruppe bereits am Bahnhof Ladenburg und vermittelte bei der eineinhalbstündigen Führung ein eindrucksvolles Bild von der Stadt, gewürzt mit historischen Anekdoten.

Ladenburg ist eine der ersten und bedeutendsten Stadtgründungen in Deutschland: "Erst kam Trier, dann kamen wir", so Gärtner. Es waren die Römer, die zu Beginn unserer Zeitrechnung in dem schon drei Jahrtausende alten Siedlungsgebiet der Kelten auf einem Neckarschwemmkegel einrückten und in diesem Gaubezirk die Elbgermanen, die Neckarsweben, ansiedelten. Zur römischen Garnison zählte ein 500 Mann starkes Reiterregiment. Römische Kastelle mit Lagerdorf bildeten die Urzelle des Hauptortes des rechtsrheinischen römischen Reiches, zu dem im Jahr 98 Kaiser Trajan Ladenburg erhob. Diese römische Provinzstadt Lopodunum, die um 200 ihre Blütezeit erlebte, verfügte über eine Stadtmauer, innerhalb der es Tempel und Thermen, ein Schauspieltheater mit Platz für 500 Besucher und ein Forum mit angrenzender riesiger Marktbasilika gab, Kultsätte für den Erlöser- und Sonnengott Mithas - der aus dem persischen Raum stammende, von römischen Legionären in ihren Garnisonsorten verbreitete Mithas-Kult.
Die Römer wurden von den Alemannen verdrängt. Um 500, als Heidelberg und Mannheim noch keine Rolle spielten, erhielt Ladenburg neue Bedeutung als Hauptstadt des fränkischen Lobdengaus mit einem Königshof ("Palatium") der Merowinger, die 100 Jahre später Ladenburg dem Bischof von Worms schenkten; aus dem Königshof wurde ein Bischofshof als Nebenresidenz. In der rund 1100 Jahre währenden bischöflichen Herrschaft entwickelte sich Ladenburg zu einer mittelalterlichen Stadt. Könige und Kaiser stiegen hier ab. Doch Ladenburg litt auch unter Plünderungen und Teilzerstörungen im Laufe der Reformation, des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen Erbfolgekrieges. 1704 quartierte sich der erfolgreiche britische Feldherr und Staatsmann John Churchill, Herzog von Malborough, mit seinem Heer in Ladenburg ein. Im Jahr darauf wurde Ladenburg kurpfälzische Oberamtsstadt umd kam 1802 - nach Besetzung durch die französische Revolutionsarmee - zum Großherzogtum Baden (mit Amtssitz bis 1863). 1849 eroberten badische Freischärler die von preußischen Truppen besetzte Stadt.

Heute ist Ladenburg ein Unterzentrum im Rhein-Neckar-Kreis inmitten der Monopolregion Rhein-Neckar, mit einem ordentlichen Gewerbesteuereinkommen von jährlich zwölf Millionen Euro.

Nach 1945 war Ladenburg arm und herunter gekommen: "Lumpisch, liederlisch, lausisch, Ladenbursch" - wie Gärtner sagte. Doch dann kam es zu einer grundlegenden Sanierung der historischen Altstadt, und die Besucher können in den heimeligen Gassen, Winkeln und Plätzen der gepflegten Altstadt viele restaurierte Fachwerkhäuser sehen, sogar ein Haus von 1598 ("Zur Sackpfeife") und von 1662, zum Teil mit manieristischer Fassadenmalerei. - Stadtbilder aus Barock und Kassizismus werden lebendig. Man bekommt Reste der beiden Stadtmauern aus dem Mittellalter zu sehen, zum Teil errichtet auf römischen Begrenzungsmauern, Jupitergigantensäulen und andere Ruinen aus der Römerzeit bis hin zum römischen Forum, mittelalterliche Türme (Pfaffenturm, Martinsturm, Hexenturm), Adelshöfe der Wormser Lehnsherren. Die mit zwei Türmen den Marktplatz beherrschende St. Gallus-Kirche steht an Stelle der früheren dreimal so großen römischen Basilika, und nahebei die evangelische Stadtkirche mit Kirchenhof und St.-Sebastians -Kapelle. Einen umfassenden Überblick über 2000 Jahre Stadtgeschichte erhält man im Lobdengaumuseum. Stadtgeschichte symbolsisieren auch die vier Figuren von Ulrich Nuss am am frühmittlalterlichen Markt vor dem Rathaus, mit einem römischen Legionär und einem wasserschöpfenden Bürger sowie dem katholischen Bischofs von Worms und dem evangelischen Kurfüsten von der Pfalz, erinnernd an die schwierige Zeit von deren gemeinsamer Herrschaft (Pfälzisch-Wormsisches Kondominat). Nicht fehlen darf in dieser Kulturstadt, die auch ein alle Schultypen umfassenden Bildungszentrum hat, der Besuch des Automuseums Dr. Carl Benz, hat doch der Auto-Erfinder seinen Lebensabend von 1904 bis 1929 in Ladenburg verbracht.

Und noch ein Stolz Ladenburgs: Ausgehend vom Wasserturm von 1904 der grüne Gürtel um die Stadt und entlang des Neckars, ein im Rahmen der "Kleinen Gartenschau" von 2005 für 7,5 Millioen Euro verwirklichtes Grünprojekt "Leben und Erleben Ladenburg", das auch die Sichtbeziehungen zwischen Stadt und freier Landschaft verbesserte und Ladenburg als Stadt am Fluss profiliert. Die Anstrengungen der Stadt für die Gestaltung der historischen Stadt- wie der grünen Parkkultur wurden mehrfacht ausgezeichnet.
Dass man in Ladenburg auch gut essen, trinken und schlemmen kann, wurde von den SPD-Senioren bei dem gelungenen Tagesausflug natürlich auch unter Beweis gestellt . . .

 

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